Wohin mit den Händen? Fast jeder Redner oder Moderator kennt die plötzliche Unsicherheit bei Auftritten: Was tun mit den Händen, ohne dass es unnatürlich, falsch oder peinlich aussieht? Hier kommt erste Hilfe für Ihren nächsten Auftritt.

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“Ich habe ja Hände!”

Im Alltag achten wir wenig auf die Position unsere Hände. Kaum jemand denkt über seine Gestik nach, während er sich mit einem Freund unterhält oder mit dem Nachbarn austauscht.

Bewusst werden uns die eigenen Hände üblicherweise erst, wenn wir “auf dem Präsentierteller” sind, also von Publikum beobachtet werden. Das können die Mitglieder des eigenen Teams sein, denen Sie ein Ergebnis vorstellen, oder die Besucher einer Veranstaltung, die Sie moderieren. In diesen Situationen nehmen viele die Hände plötzlich sehr intensiv wahr und können sich nicht mehr daran erinnern, was sie “normalerweise” mit ihnen machen. Diese ungewohnte Wahrnehmung löst Unsicherheit aus. Die Unsicherheit wiederum verstärkt Stress.

Das Gehirn sucht eine Lösung

Um dem Stress zu entkommen, versucht Ihr Gehirn, Lösungen zu finden, damit Sie sich wieder sicher fühlen. Was dabei rauskommt, sind Übersprungshandlungen. In diesem Fall Körperhaltungen, die dafür sorgen, dass die Hände versteckt, beschäftigt oder fixiert sind. Dazu gehören:

  • vor dem Körper verschränkte Arme
  • Hände in den Taschen
  • Händereiben
  • hinter dem Rücken versteckte Hände
  • Hände in die Hüfte gestemmt
  • Festklammern, z.B. an Karten, Pulten oder den Händen selbst

Übersprungshandlung bedeutet, dass Sie sich nicht nach reiflicher Überlegung für eine dieser Haltungen entschieden haben. Stattdessen handeln Sie aus akutem Stress und Verunsicherung heraus und wählen die erstbeste von Ihrem Gehirn präsentierte Lösung, um Sicherheit zurückzugewinnen.

Die Botschaft des Körpers

Ihr Körper kommuniziert in diesen Situationen permanent. Mit jeder Geste, jeder Bewegung, jeder Haltung senden Sie – meist unbewusst – nonverbale Botschaften.

Auf die jeweilige Botschaft der oben genannten Körperhaltungen werden wir in weiteren Folgen im Einzelnen eingehen. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass keine davon vermittelt, was Redner gerne ausstrahlen möchten: Souveränität und Wertschätzung.

Wir brauchen eine Alternative zu diesen Übersprungshandlungen: Eine sichere Position für die Hände.

Zwei Grundregeln für Ihre Hände auf der Bühne

Zwei wichtige Grundregeln sollten Sie beachten, wenn Sie über Ihre Körpersprache positive Botschaften senden möchten. Die Hände gehören dann:

Mit dieser Grundposition vermitteln Sie Klarheit und Offenheit, wirken entschlossen und sicher und geben dem Inhalt Ihrer Worte einen positiven Subtext.

In ruhigeren Passagen Ihres Vortrags legen Sie die Hände ineinander. Ansonsten gestikulieren Sie von hier aus.

Drei Gesten zum Abgewöhnen

Wenn sich Ihre Hände beim Vortrag über der Gürtellinie und in der Körpermitte befinden, haben Sie das Wesentliche geschafft. Jetzt probieren Sie aus, welche Positionen sich für Ihre Hände gut anfühlen. Auf folgende drei Gesten sollten Sie allerdings verzichten:

1. Die Igel-Haltung

Die Finger sind verschränkt und zeigen nach vorn in Richtung des Publikums, als würde ein Igel seine Stacheln ausfahren. Diese Haltung sendet das Signal: “Bleib besser auf Abstand!”

2. Die Pistolen-Haltung

Die Hände sind gefaltet, während die zusammengelegten Zeigefinger nach vorn zeigen, als wäre eine Pistole auf die Zuschauer gerichtet. Diese Haltung sendet die Botschaft “Angriff”.

3. Die Merkel-Raute

Die Fingerspitzen sind zusammengelegt, die Hände zur Raute geformt – eigentlich eine schöne Haltung. Warum Sie die berühmte Geste trotzdem vermeiden sollten, erkläre ich bald in einer eigenen Folge.

Das neue Normal

Üben Sie den bewussten Umgang mit Ihren Händen am besten in einem Zweiergespräch. Dadurch schulen Sie Ihre Wahrnehmung dafür, wie Sie in Situationen ohne Stress mit Ihren Händen umgehen und welche Gesten zu Ihnen passen. Gleichzeitig trainieren Sie sich die Haltung “Hände vor dem Körper und über der Gürtellinie” als neue Normalität an. Wie bei allem anderen, was wir neu lernen, braucht es Übung und Wiederholung, bis sich Körper und Geist daran gewöhnt haben.

Und die gute Botschaft zum Schluss: Wenn Sie ausreichend trainieren, wird diese positive Haltung zu Ihrer neuen, natürlichen Position, die Sie auch dann ganz selbstverständlich und intuitiv einnehmen, wenn Stress und Aufregung kommen.

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