Kritik nach einem Vortrag oder Auftritt, das kann jeden treffen. In dieser Folge erfahren Sie, wie Sie damit souverän umgehen können. Es ist die erste Folge einer dreiteiligen Serie zum Umgang mit Kritik und Krisen. Ich nenne diese Strategie BOB.

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Kritik und Krisen

Stellen Sie sich vor, dass im Anschluss an Ihre Präsentation, die Sie im Team gehalten haben, jemand auf Sie zukommt und Ihnen etwas sagt, wie zum Beispiel:

„Ja, schön und gut. Aber das kriegen wir hier sowieso nicht hin.“

„So ein Quatsch! Sie haben ja keine Ahnung, wovon Sie reden!“

oder

„Und Sie glauben wirklich, was Sie da sagen? Da kann ich ja nur lachen!“

Die Wut im Bauch

Was passiert mit Ihnen, wenn Sie so etwas hören? Die körperliche Reaktion ist oft: Der Bauch zieht sich zusammen und die Muskeln spannen sich an. Auf der Ebene der Gedanken und Gefühle entstehen Sätze wie:

„So ein Arsch!“
„Dem werd ich’s zeigen!“
War ja klar, dass der Meyer wieder quer schießt!“

Wir gehen in Kampfhaltung, weil wir uns angegriffen, angegangen und ungerecht behandelt fühlen. Dann schlagen wir zurück, durch Sätze wie:

„Ja, dass Sie das nicht hinkriegen, glaube ich auch.“

Oder:

„Ja, und Sie wissen’s mal wieder besser, oder wie?“

Der Krieg ist erklärt. Ab jetzt geht es nicht mehr um eine Lösung, sondern darum, zu gewinnen. Nur leider ist schon klar, dass am Ende beide verlieren werden, denn beide werden Treffer einstecken, beide haben schlechte Laune und beide verschwenden ihre Zeit und Energie.

Meine Alternative: BOB

BOB nenne ich meine Alternative, mit der Sie in drei Schritten Angriffe verbal lösen können. Das funktioniert auf jedem Level der Kritik und sogar dann, wenn Leute gar nichts sagen, sondern nur böse gucken.

An BOB können Sie sich in Zukunft festhalten, wann immer Ihnen eine Kommunikationssituation nicht gefällt oder wenn Sie sich angegriffen fühlen.
In den nächsten drei Folgen werden Sie BOB kennenlernen. Jetzt Teil eins:

B wie Beobachtung

Das erste B von BOB steht für Beobachtung. In vielen Situationen fangen wir sofort an, das zu bewerten, was passiert, statt einfach hinzuschauen und hinzuhören. Wie zum Beispiel in folgender Situation:

Der Kollege sagt:

„Ja, schön und gut. Aber das kriegen wir hier sowieso nicht hin.“

In diesem Moment läuft in uns höchstwahrscheinlich sofort eine Bewertung ab, wie zum Beispiel:

„So ein Verhinderer!“ Oder: „Der ist gegen mich.“

Das hat er jedoch nicht gesagt. Das ist meine Beurteilung der Situation oder des Menschen. Was wir lernen sollten, ist, uns davon zu lösen. Wirklich hinzuhören statt zu urteilen. Als Erstes sagen wir dann, was wirklich passiert oder was der andere gesagt hat.

Paraphrasieren Sie!

Sagen Sie, was tatsächlich IST. In diesem Fall können Sie paraphrasieren, also mit eigenen Worten wiedergeben, was der Kollege gesagt hat:

„Sie sind also der Meinung, wir kriegen das nicht hin.“

Paraphrasieren Sie bitte nicht, wenn jemand etwas sagt wie:

„Sie sind doch ein dummer Versager!“

In diesem Fall beobachten Sie, was gerade passiert und sagen zum Beispiel:

„Das ist gerade ein persönlicher Angriff.“

Oder:

„Jetzt werden Sie gerade laut und greifen mich an.“

Werden Sie zum Beobachter!

Das Allerwichtigste beim ersten Schritt von BOB ist, dass Sie sich die Kritik nicht anziehen!Machen Sie das Problem Ihres Gegenüber nicht zu Ihrem eigenen. Sie nehmen natürlich die inhaltlichen Punkte ernst, machen sich aber persönlich nicht abhängig von der Meinung oder der Emotion des anderen.
Versuchen Sie, eine Ebene höher zu kommen. Stellen Sie sich vor, dass Sie nicht Teil des Szenarios wären, sondern ein Beobachter, der von oben drauf schaut. Aus dieser Perspektive kommentieren Sie dann die Situation.

Beobachtungen sind Fakten

Ob Sie tatsächlich beobachten – und nicht bewerten oder beurteilen – können Sie leicht überprüfen. Wenn das, was Sie sagen, nicht widerlegbar ist, handelt es sich um eine echte Beobachtung. Dann berufen Sie sich auf Fakten.

Das Ganze braucht etwas Übung. Und wenn Sie es schaffen, fühlen Sie sich direkt viel selbstsicherer. Das war erst der erste Teil von BOB. In der nächsten Folge erfahren Sie, wie es weitergeht.

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