Wie soll ich denn nur dastehen? Wohin mit meinem Körper, wenn ich vor Publikum spreche? Oder vor lauter wichtigen Leuten? In diesem Text und dem dazugehörigen Video bekommen Sie Antworten.
Wir brauchen einen Plan
Unter Stress und Anspannung kommen wir auf die schrägsten Ideen. Wir senden unserem Körper zum Beispiel das Signal: Versteck die Hände in den Taschen! Oder: Verschränk die Arme! Schnell! Oder: Mach was! Irgendwas! Dadurch entstehen passive, verschlossene oder unruhige Haltungen.
Was wir brauchen, ist eine Taktik für diese aufregenden Situationen. Eine Idee, was wir mit unserem Körper machen können, wie wir sicher stehen und dadurch auch Sicherheit ausstrahlen.doro
Der “Sichere Stand” – Schritt für Schritt
Meine Taktik heißt “der sichere Stand” und baut sich von unten nach oben wie folgt auf:
1. Die Füße
Der sichere Stand beginnt mit den Füßen. Die sollten hüftbreit positioniert sein. Also etwa so breit stehen, wie auch Ihre Hüftknochen auseinander sind. Spüren Sie, wie Ihre Fußsohle, ihre Zehen, Ihre Ferse Kontakt mit dem Boden haben.
Und jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie tatsächlich ganz fest auf dem Boden stehen, dass Sie verwurzelt sind, dass Sie getragen werden von diesem Boden. Diese Erdung ist die Grundlage für den sicheren Stand und erinnert uns daran, dass wir verwurzelt und sicher sind.
2. Die Knie
Denken Sie sich etwas höher. Die Knie bitte nicht durchdrücken. Das wirkt unbeweglich. Locker lassen!
3. Die Hüfte
Lockern Sie vorab Ihren Hüftbereich. Spüren Sie, wo die gesunde Mittelposition ist. Wo Sie weder den Po nach hinten wegstrecken, noch sich nach vorne durchdrücken. Und wo Sie nicht ausweichen zur einen oder anderen Seite. Diese gelockerte, zentrale Haltung ist die passende für den sicheren Stand.
4. Der Bauchraum
Wir wandern weiter nach oben. Den Bauch lassen Sie bitte locker. Das ist sehr wichtig für die Sprechatmung. Achten Sie darauf, dass Sie nur eine Grundspannung im Oberkörper aufbauen, sich aufrichten, aber den Bauch nicht einziehen oder fest anspannen.
5. Die Schultern
Zur Übung ziehen Sie die Schulter nach oben und lassen Sie sie dann nach vorne hängen. Kreisen Sie sie. Und finden Sie dann wieder die gesunde Mittelposition, in der die Schultern nicht verspannt hochgezogen sind, aber auch nicht kraftlos nach vorne hängen. Durch die überwiegend sitzende Arbeitshaltung neigen viele dazu, die Schultern kraftlos hängen zu lassen.
Für den sicheren Stand richten Sie die Schultern auf, ohne sie zu verspannen. Dadurch öffnen Sie Ihren Oberkörper, werden größer und präsenter.
6. Der Kopf
Sie denken sich weiter nach oben. Nehmen einen Finger auf den höchsten Punkt Ihres Scheitels und drücken dann sanft darauf. Natürlich nur für Übungszwecke, nicht auf der Bühne! ;-)
Wenn Sie den Finger wieder wegnehmen, spüren Sie die Stelle, auf die Sie Druck ausgeübt haben. Stellen Sie sich vor, dass an diesem Punkt ein roter Faden aus Ihrem Kopf wächst. Dieser zieht sie noch ein wenig höher. Bitte nicht verkrampft in die Länge ziehen! Es geht nur um einen Hauch, der Sie größer, aufrichtiger wirken lässt.
7. Die Hände
Zum Schluss legen Sie die Hände vor den Körper über der Gürtellinie zusammen.
Fertig.
Der perfekte Start
Den sicheren Stand können Sie jetzt immer wieder üben: An der Kasse im Supermarkt. Im Gespräch mit Ihrem Kollegen. Vor dem Spiegel. So lange, bis Sie ihn einnehmen können, ohne viel darüber nachzudenken. Dann schaffen Sie es auch, in der nächsten Situation unter Anspannung, in diese sichere Haltung zu gehen.
Aus dieser Position heraus können Sie reden, moderieren, Verhandlungen führen, Gruppen begrüßen. Natürlich bleiben Sie nicht wie angewurzelt im sicheren Stand stehen. Von hier aus können Sie das Gewicht verlagern, Wege gehen, gestikulieren, agieren.
Und dann kehren Sie wieder zum sicheren Stand zurück. Gerade dann, wenn es inhaltlich heikel wird, gibt mir diese Haltung ein großes Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Vielleicht ja auch Ihnen. Probieren Sie’s aus!