Immer wieder verschränke ich die Arme vor dem Körper, wenn ich mit Leuten rede. Oder ich kann einfach nicht aufhören, abends ein Kilo Gummibärchen zu essen. In dieser Folge geht es um die Frage: Woher kommen eigentlich Gewohnheiten? Und wie schicke ich sie weg?

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Ich arbeite viel mit Leuten, die vor Publikum stehen, die Auftritte haben oder die Präsentationen halten. Dabei beobachte ich immer wieder, wie Menschen sich Dinge angewöhnt haben wie zum Beispiel:

  • Hände in die Taschen stecken,
  • sich am Hals kratzen,
  • die Hände reiben,
  • die Arme vor dem Körper verschränken.

Manche sagen: „Ja, das mache ich halt so. Das ist eine Gewohnheit. Da kann ich nichts dran ändern.“ Andere sagen das über die Gewohnheit, abends Süßigkeiten zu essen oder viele Stunden auf Social Media-Seiten zu verbringen. „Ich kann das nicht ändern”, ist natürlich nicht wahr. Aber warum ist es so schwer, schlechte Gewohnheiten abzulegen?

Das Gehirn mag Gewohnheiten

Unser Gehirn hat einen wesentlichen Job: Das Gehirn sichert Überleben. Wenn wir uns etwas angewöhnen, dann deshalb, weil unser Gehirn aus einer Situation gelernt hat: Es funktioniert. Wir haben überlebt. Ein Beispiel: Du bist nervös vor einer Präsentation. Du verschränkst die Arme vor dem Körper. Du überlebst. Das Gehirn folgert:

„Ich habe meinen Job gut gemacht. Wenn ich die Arme vor dem Körper verschränke, überlebe ich. Das merke ich mir!”

Und in der nächsten ähnlichen Situation bietet es die selbe Lösung wieder an. Ein anderes Beispiel: Du hast schlechte Laune. Wenn du Süßigkeiten isst oder dir den Newsfeed auf Instagram anschaust, geht es dir besser, zumindest kurzfristig. Das Gehirn sagt:

„Wir haben überlebt. Es geht uns besser. So machen wir das jetzt immer bei schlechter Laune.“

Und genau so entstehen Gewohnheiten. Wir können uns das vorstellen wie einen Weihnachtsmarkt, der im Schnee liegt. Wir schauen von oben drauf. Da geht jemand einen ersten Weg durch den Tiefschnee, zu einem Stand, vielleicht auch noch zu einem zweiten und wieder zurück zum Eingang. Am Anfang ist es ein Trampelpfad, dann kommt die nächste Person und die übernächste und alle gehen den selben Pfad, einfach, weil er schon da ist. Es ist bequemer, da zu laufen, als durch den tiefen Schnee.

Gewohnheiten verhindern neue Möglichkeiten

So ist das auch mit den Gewohnheiten und den Synapsen, die das Gehirn bildet. Je häufiger wir Verhalten wiederholen, desto selbstverständlicher wird es für das Gehirn. Schade daran ist nur, dass ich so viel verpasse. Vielleicht verpasse ich den Glühwein, weil ich immer nur zu den Kerzen und zu den Maronen laufe. Vielleicht verpasse ich die Chance, eine offene Körperhaltung einzunehmen, nur weil ich mir die verschränkten Arme angewöhnt habe. Oder ich verpasse ein gesundes Leben, weil ich jeden Abend einen Berg Gummibärchen esse.

Gewohnheiten durchbrechen

Wenn ich eine Gewohnheit ablegen möchte, muss ich erstmal durch den Tiefschnee. In der Realität heißt das, dass ich mich bewusst für eine neue beste Lösung entscheiden muss. Das Gehirn wird immer, wenn du etwas Neues machst, protestieren. Garantiert! Es wird rufen: „Unnötig! Das hat doch bisher auch so funktioniert! Du hast immer überlebt! Mach es dir nicht so schwer!” Dabei ist es egal, ob es um eine neue Körperhaltung geht oder um einen neuen Umgang mit Social Media.

Deshalb brauchst du einen festen Willen und klare Anweisungen an dein Gehirn, was du stattdessen tun willst. Du brauchst ein klares und positives inneres Bild davon, was du ab jetzt stattdessen tun wirst. Zum Beispiel: Eine offene Sprecherhaltung einnehmen oder abends Apfelringe essen.

Es reicht nicht, das ein, zwei oder drei Mal zu machen, um die Gewohnheit zu durchbrechen. Das braucht eine Weile. Mit der Zeit kannst du eine neue Gewohnheit etablieren, indem du dich wieder und wieder für den neuen Pfad entscheidest. Wenn du ihn dann einige Male gegangen bist, realisiert das Gehirn:

„Oh, ich hab ja wieder überlebt. Überraschung! Es gibt eine Alternative. Und die macht sogar bessere Gefühle.”

Und genau so entsteht eine neue Gewohnheit, mit der du die alte ersetzen kannst. Das ist Arbeit, aber es lohnt sich und du wirst stolz sein, wenn du es geschafft hast! In diesem Sinne: Happy new year! Und viel Erfolg beim Umsetzen deiner Vorsätze!

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