Der große Auftritt. Wir sind vorbereitet. Kennen unseren Text. Fangen an zu reden – und klingen schrecklich künstlich. Doro Plutte erklärt die Gründe und gibt Tipps, wie Sie es ab sofort besser machen können.

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Wunsch und Wirkung

Das Phänomen ist bekannt: Da steht ein Moderator oder Redner auf der Bühne und sagt inhaltlich gute Dinge, klingt dabei aber, als wäre er nicht ehrlich, nicht authentisch. Als würde er eine Geschichte vorlesen.

Authentisch statt Attitüde

Ein Grund dafür ist die Fehlannahme, man müsse als Moderator oder Vortragender auf eine andere Art als sonst, mit einer bestimmten Attitüde reden. Das ist ein gewaltiger Fehler. Wir wollen ja, dass die Leute uns glauben. Also müssen wir authentisch sein. Und das sind wir, wenn wir so reden, wie wir das auch abseits der Bühne tun.

Stolperfallen

Der zweite Grund für die künstliche Wirkung: Besonders Leute, die es wirklich gut machen wollen, bereiten sich auch intensiv vor. Formulieren sich vorher Sätze und schreiben ihre Texte Wort für Wort auf. Während der Vorbereitung, wenn Sie solche Sätze schreiben und still lesen, scheint noch alles in bester Ordnung. Der Text kommt Ihnen normal und passend vor.

Wenn Sie aber anfangen, die Sätze laut auszusprechen, klingen sie plötzlich künstlich. Weil Sie dann erst merken: So würde ich das normalerweise nicht formulieren.

Leider lesen viele ihre Texte zum ersten Mal dann laut, wenn sie schon vor Publikum stehen. Und dann stolpern sie. Beispielsweise über Worte wie “jedoch”, “nichtsdestotrotz” oder “dennoch”. Oder über viel zu lange Sätze. Oder über Satzstellungen, die so kompliziert sind, dass sie niemand versteht. Wir selbst vor Publikum dann auch nicht mehr.

Schreiben wie gesprochen

Die Lösung ist: Schreiben Sie Ihre Texte von Anfang an so, wie es Ihrer Spreche entspricht.

Wenn ich meine Moderationen für Fernsehen oder Veranstaltungen schreibe, spreche ich während des Schreibens laut vor mich hin. Damit teste ich permanent: Ent”spricht” mir das?

Spätestens, wenn Sie Ihren Vortrag, Ihre Rede fertig vorbereitet haben, lesen Sie Ihren Text bitte laut! In diesem Durchlauf streichen Sie radikal alles durch, wovon Sie denken: das klingt jetzt aber komisch. Oder: Das würde ich eigentlich anders sagen. Auch wenn es erstmal ungewohnt ist: Schreiben Sie alles von Anfang an so auf, wie Sie es “eigentlich” sagen würden.

Ganz praktisch

Beim Schreiben für Zuhörer beachten Sie bitte folgende Punkte:

  • Kurze Sätze
  • einfache Satzstruktur, d.h. möglichst viele Hauptsätze, möglichst wenig Nebensätze
  • ruhig mal eine Wiederholung einbauen
  • Fremdworte nur, wenn alle im Publikum sie verstehen
  • umgangssprachlich formulieren.

Keine Zeitung

Denken Sie immer daran: Den Text, den Sie vortragen, können die Leute im Publikum nicht mitlesen. In der Zeitung können wir nochmal schauen: Wie ging der Satz los? Beim Vortrag nicht.

Also, tun Sie sich und Ihrem Publikum etwas Gutes: Schreiben Sie, wie Sie es normalerweise sagen würden. Und testen Sie vorher laut, ob Sie noch Sie selbst sind, wenn Sie Ihren Text sprechen.

Wenn Sie das beachten, klingen Sie ab sofort nie wieder künstlich.

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