Eine peinliche Situation. Ein kleiner Versprecher. Und schon schießt die Röte ins Gesicht. Das ist an sich schon unangenehm. Und erst recht vor Publikum. Informationen und Tipps rund um Rotwerden auf der Bühne.
Die Angst vor dem Rotwerden
Das Blöde am Rotwerden ist ja: passiert es regelmäßig, wächst auch die Angst davor. Bei vielen fängt es schon in der Kindheit an, manche hält es ihr Leben lang auf Trab.
Was mit dem Kopf passiert
Die Angst vor dem Rotwerden hat einen Namen: Erythrophobie. Schätzungsweise 15% der Gesamtbevölkerung sind davon betroffen.
Dabei ist das Erröten rein biologisch gesehen nichts Dramatisches: Wenn wir aufgeregt sind, pulsiert mehr Blut durch den Körper als sonst. Die Blutgefäße erweitern sich, vor allem im Gesicht, an Hals, Ohren und Nacken. Genau dort werden wir rot. Diese Färbung hält dann zwischen wenigen Minuten und mehreren Stunden an.
Was im Kopf passiert
Viel beherrschender als das, was mit dem Kopf passiert, ist allerdings das, was im Kopf abläuft. Da startet nämlich ein Programm und das geht etwa so:
“Oh Gott, mir wird so warm, bestimmt werde ich gleich wieder rot.”
“Ich darf auf keinen Fall rot werden!”
“Man, wäre das peinlich, wenn ich jetzt schon wieder so anlaufe!”
“Alle starren mich an!”
Natürlich wird man dann rot. Und kann nicht mehr die volle Leistung abrufen, weil ein Teil des Gehirns ständig damit beschäftigt ist, Angst zu haben. Je mehr Sie versuchen, das Rotwerden zu unterdrücken und zu vermeiden, desto mehr Kraft bekommt es. Was unsere Blutgefäße anstellen, können wir nicht mit Willenskraft oder Anstrengung kontrollieren. Je mehr wir das versuchen, desto schlimmer wird die körperliche Reaktion.
So ein schönes Rot!
Das Rotwerden zu unterdrücken, funktioniert nicht. Im Gegensatz zu einem anderen Ansatz: Ändern Sie die Bewertung!
Ganz grundsätzlich gehört es m.E. zu den wesentlichen Lektionen im Leben, zwischen dem, was tatsächlich ist und unserer Bewertung der Situation unterscheiden zu lernen. In Bezug auf das Rotwerden auf der Bühne heißt das: Ja, Sie stehen tatsächlich auf der Bühne und werden rot. Okay. Das ist das, was ist.
Jetzt versuchen Sie, dieser Röte eine neue Bedeutung zu geben, sie neu zu bewerten. Nicht mehr: Das ist schrecklich und macht mich zu einem schlechteren Redner oder Moderator. Sondern, zum Beispiel: Das gehört zu mir. Ich bin ein energiegeladener Mensch. Gut, dass man sieht, dass ich auch emotional bei der Sache bin. Vielleicht sogar: Rot steht mir viel besser als blasse Haut!
Es ist, wie es ist
Kurz gesagt: Lassen Sie das Rotwerden zu! Nehmen Sie sich selbst an! Und wenn Ihr Gesicht gerade beschließt, die Farbe zu wechseln, dann ist das eben so. Und dann ist das ein Teil von Ihnen.
Vielleicht möchten Sie sich selbst zusprechen: Ich werde diesen Job so oder so großartig machen. Solange sie Angst vor dem Rotwerden haben, sind Sie nie ganz frei, nie unbefangen. Wenn Sie das Rotwerden annehmen, verliert es die Kontrolle über Sie. Und wird dann tatsächlich bei vielen Menschen auch weniger.
In diesem Sinne: viel Spaß beim nächsten Auftritt! Ganz egal, welche Farbe ihr Gesicht dabei haben wird.