Welche Botschaft sendet meine Körpersprache? Diese Frage sollte sich jeder stellen, der professionell auftreten möchte, sei es als Moderator, Redner oder Vorgesetzter. In dieser Reihe geht es um einige der klassischen Fehler, die bei Auftritten häufig zu beobachten sind. Teil 1 widmet sich den in die Hüfte gestemmten Händen.
Manche nennen sie die Power Position: die Haltung, bei der sich der Sprecher aufrichtet und beide Hände in die Hüften stemmt. Das macht mich groß, das vermittelt Energie und Überlegenheit, so denkt oder empfindet es der ein oder andere. Und tatsächlich kann diese Position dazu beitragen, kurzfristig Selbstvertrauen zurück zu gewinnen.
Größe oder gewollte Größe?
Wir sollten uns bei den Signalen unserer Körpersprache allerdings vor allem fragen: Was vermitteln sie anderen? Wie kommt das, was ich da mache, bei meinem Gegenüber an? Vor allem, wenn wir in wichtigen Gesprächen sind oder vor Publikum sprechen. Denn für alle Körperhaltungen gilt: sie können sich für uns selbst anders anfühlen, als sie von meinem Gegenüber wahrgenommen werden.
Die in die Seiten gestemmten Hände sind ein gutes Beispiel dafür. Denn sie vermitteln leider nicht etwa Größe, sondern gewollte Größe. Wenn sich jemand im Gespräch auf diese Weise vor Ihnen aufbaut, werden Sie unbewusst urteilen: der / die bläht sich aber ganz schön auf! Oder: nimmt sich zu wichtig. Oder: überhebt sich.
Spontane Assoziationen
Mit meinen Seminarteilnehmern gehe ich regelmäßig verschiedene solcher Negativ-Positionen durch. Bei der Haltung mit den Händen in den Hüften wird überheblich häufig als erste Assoziation genannt. Manchmal auch arrogant oder dominant. Je nach Körperbau auch: bedrohlich oder einschüchternd.
Die spontanen Assoziationen laufen alle auf eine Feststellung hinaus: Wer die Hände in die Hüften stemmt, kommuniziert nicht auf Augenhöhe. Er stellt sich über sein Gegenüber. Oder würde das zumindest gerne tun.
“Ich wär so gerne größer”
Wenn Sie im Alltag auf die Körpersprache von kleinen Kindern achten, werden Sie feststellen, wie häufig diese die Hände oder Fäuste in die Seiten stemmen. Vor allem, wenn sie mit Erwachsenen diskutieren – und sich dabei zu klein fühlen. Wenn sie merken: Da passiert etwas, was mir nicht passt. Ich habe weniger Macht und Einfluss, als es mir lieb ist. Aus diesem Grund versuchen Kindern, sich so groß wie möglich zu machen – um auf Augenhöhe zu kommen.
Genauso ist es oft bei Erwachsenen. Unterbewusst läuft ab: Ich komme gerade nicht so überzeugend rüber, wie ich es gerne hätte. Mein Einfluss ist zu gering. Oder aber ich halte mich selbst für zu klein, zu unbedeutend, zu unwichtig. Also mache ich mich groß. Das äußerliche Großmachen kommt beim Gegenüber aber selten als wahre Größe und Sicherheit an – sondern nur als jemand, der sich größer macht, als er eigentlich ist.
Es ist Ihre Entscheidung
Meine Grundregel für die Körpersprache ist: alles ist erlaubt, wenn authentisch ist. Falls Sie sich wohl damit fühlen, die Hände in die Seiten zu stemmen und diese Haltung als Power Position empfinden, dann treten Sie so auf! Wenn Sie den Eindruck haben, diese Körpersprache passt zu einem bestimmten Inhalt, den Sie vermitteln möchten: wählen Sie sie bewusst!
Doch die meisten Menschen, die mit in die Hüften gestemmten Händen auf einer Bühne stehen, tun das nicht aus Überzeugung, sondern weil sie sich keine passendere Haltung angeeignet haben. Und sie sind sich in diesem Moment nicht darüber im Klaren, welche nonverbalen Botschaften sie vermitteln.