Ich liebe dich”, sagt sie zu ihm, die Arme dabei vor dem Körper verschränkt, den Blick zu Boden gerichtet. Wem glaubt er wohl mehr? Ihren Worten? Oder der Körpersprache? Erfahrung und Forschung machen deutlich, wie gering der Einfluss der Worte auf unsere Wirkung auf andere ist. Insbesondere Menschen, die vor Gruppen sprechen, sollten sich dessen bewusst sein.
Wir alle setzen unterschiedliche Mittel gleichzeitig ein, um Botschaft zu senden. Im Wesentlichen sind es drei Bereiche, die wir zur Kommunikation zur Verfügung haben: Körper, Stimme und Worte. Versuchen Sie, Ihre Wahrnehmung zu schärfen und sich Ihrer unterschiedlichen Kommunikations-Werkzeuge bewusst zu werden! Im Folgenden ein unvollständiger Überblick über die drei Bereiche.
Körper, Stimme, Worte
Zum Bereich Körpersprache können Sie unter anderem beobachten:
- Wie stehe ich da?
- Wie bewege ich mich?
- Was mache ich mit meinen Händen?
- Wie viel Spannung habe ich im Körper?
- Wie und wohin schaue ich?
- Was passiert in meinem Gesicht: Lächeln, Stirnrunzeln, Anspannung?
Bereich Stimme:
- Wie klinge ich bei dem, was ich sage?
- In welchem Tempo spreche ich?
- Mache ich Pausen oder nicht?
- Ist meine Stimme eher kraftvoll oder eher sanft? Wirkt sie laut und voll oder eher leise und zart?
- Wie gut artikuliere ich? Wie deutlich ist meine Sprechweise?
Bereich Worte:
- Was ist mein Inhalt?
- Über welches Thema spreche?
- Welche Worte benutze ich?
Wirkung in Zahlen
Körper, Stimme und Worte, alle haben Einfluss darauf, wie ich bei meinem Gegenüber ankomme, wie ich wahrgenommen werde. Ob ich glaubwürdig bin, interessant und sympathisch. Allerdings in unterschiedlicher Gewichtung.
In meinen Seminaren lasse ich die Teilnehmer oft schätzen: Was denken Sie, wie viel Ihrer Wirkung hängt von jedem einzelnen Bereich ab? Hier das Ergebnis, die Zahlen aus der Forschung:
Die Wirkung, die wir auf andere haben, hängt zu sagenhaften 55% von unserer Körpersprache ab. Die Stimme macht 38% aus. Und von unseren Worten hängen lediglich 7% ab.
Sicherlich erstaunliche Zahlen, manche empfinden sie sogar als schockierend.
Als Medientrainerin war ich einmal für eine Führungskraft von E.ON gebucht. Als ich am Trainingsort ankam, begrüßte mich der sehr freundliche Kunde mit den Worten:
“Ah, Frau Plutte, ich wollte Ihnen eigentlich wieder absagen. Ich hab meinen Vortrag schon vorbereitet.”
Ich: “Was heißt das genau?”
Er: “Naja, ich hab alles aufgeschrieben, alles ausformuliert.”
Und ich: “Herzlichen Glückwunsch! Dann haben Sie ja schon 7 Prozent geschafft.”
Zahlen mit Vorsicht genießen
Solche Zahlen kann man natürlich diskutieren. Die 55-38-7-Regel geht zurück auf Albert Mehrabian. Er betonte immer wieder, dass sich das Ergebnis seiner Forschung auf emotionale Äußerungen bezieht. Wenn Sie also jemandem sagen, dass Sie ihn oder sie lieben, dann machen Worte tatsächlich nur 7% aus. Das gilt genauso bei emotionalen Äußerungen auf der Bühne wie “Ich freue mich sehr, heute hier zu sein!”
Wenn Sie einen reinen Fachvortrag vor Fachpublikum halten, verschieben sich die Prozentzahlen etwas. Dann wird die Wirkung der Worte wichtiger.
Das ganze Potenzial ausschöpfen
Wie viel Prozent es tatsächlich und ganz genau sind, die im einzelnen Fall von Körper, Stimme und Worten abhängen, lässt sich schwer in Zahlen ausdrücken. Unumstritten ist aber: Unsere nonverbale Kommunikation, also Körpersprache und Stimme, entscheidet zum allergrößten Teil darüber, wie wir bei unserem Gegenüber ankommen.
Vor Auftritten konzentrieren sich viele jedoch rein auf den Wortanteil. Körpersprache und Stimme werden häufig nicht reflektiert und erst recht nicht gezielt geübt und vorbereitet. Es gibt Menschen, die regelmäßig vor Gruppen sprechen und noch nie darüber nachgedacht haben, welche Signale ihr Körper und ihre Stimme dabei senden. Dabei trägt nonverbale Kommunikation die Möglichkeit in sich, auf ganzer Linie zu überzeugen und das Publikum auch abseits von Worten zu erreichen und zu begeistern. Also: Fangen Sie an, Ihre Körpersprache und Stimme zu beobachten und wertzuschätzen – und entfalten Sie Ihr ganzes Potenzial!