Gerade wussten Sie noch, was Sie sagen wollen. Doch plötzlich: gähnende Leere im Kopf! Blackout! Drei Tipps aus der Praxis, mit denen Sie für den nächsten Aussetzer gewappnet sind.
1. Nutzen Sie Moderationskarten
Vor einem Blackout ist niemand gefeit. Selbst erfahrene Redner können den Faden verlieren. Aus diesem Grund empfehle ich, immer Moderationskarten mit auf die Bühne zu nehmen. Vielleicht möchten sie die Karten lieber auf einem Pult oder Tisch ablegen, statt sie in der Hand zu halten. In jedem Fall schauen Sie so wenig wie möglich darauf.
Wenn aber ein Blackout kommt, können die Karten Ihre Rettung sein. In diesem Fall lesen Sie bitte, was Sie sich im Vorfeld notiert haben. Entweder laut, bis Sie wieder im Redefluss sind. Oder aber, tendenziell noch besser: Orientieren Sie sich still! Die Pause, die Sie zu diesem Zweck machen, wird Ihnen wahrscheinlich wie eine halbe Ewigkeit erscheinen.
Der Schreck über den Aussetzer lässt die Zeit gefühlt deutlich langsamer verstreichen. Tatsächlich dauert das Sortieren meist nur wenige Sekunden, die dem Publikum überhaupt nicht oder zumindest nicht negativ auffallen. Wahrscheinlicher ist, dass die Zuhörer für einen Moment des Nachdenkens dankbar sind. Versuchen Sie beim nächsten Blackout also, sich selbst eine Pause zuzugestehen und in Ruhe Ihre Notizen zu lesen.
2. Beziehen Sie Ihr Publikum ein
Wenn Sie gerade nicht mehr wissen, was Sie sagen wollten, halten Sie kurz inne. Statt zu lesen, was auf Ihren Karten steht, können Sie alternativ auch eine Frage an Ihre Zuhörer richten. Zum Beispiel:
“Jetzt frage ich mich gerade, ob ich schon zu viel geredet habe. Und ob Sie noch dabei sind. Gibt es vielleicht eine Zwischenfrage?”
Ob daraufhin tatsächlich eine Frage gestellt wird oder nicht, spielt keine Rolle. Entscheidender ist, dass die Menschen im Publikum mit der Überlegung beschäftigt sind, ob sie eine Frage haben. Und Sie sich in dieser Zeit neu ordnen können. Nach der Pause, die Sie sich durch diesen Trick verschafft haben, machen Sie weiter – entweder mit der Frage aus dem Publikum. Oder, falls keine Frage kommt, mit Ihrem eigentlichen Inhalt.
3. Thematisieren Sie den Filmriss
Diese Tipp ist insbesondere für Härtefälle gedacht, für Momente, in denen auch eine Pause zum Nachdenken nicht mehr hilft. Dann gehen Sie offen mit dem Blackout um. Zum Beispiel so:
“Jetzt habe ich gerade den Faden verloren. Ich muss mich mal kurz orientieren. Ist mir auch noch nie passiert. Jetzt weiß ich endlich, wie sich so ein Blackout anfühlt.”
Sagen Sie ehrlich, was gerade passiert ist. Wenn Sie mögen, können Sie sich im Vorfeld einer Veranstaltung ein paar konkrete Sätze für den Fall der Fälle ausdenken und einprägen.
Schwächen zuzugeben ist häufig eine Hürde. Verlieren wir dadurch nicht Souveränität und zerstören den professionellen Eindruck? Das Gegenteil ist der Fall. Das Publikums erlebt “die da vorne” häufig als distanziert, alleine schon durch den räumlichen Abstand und die erhöhte Bühne. Schwächen einzugestehen führt, genauso wie gemeinsames Lachen, zu größerer Nähe. Der Moderator oder Redner wirkt häufig sympathischer, wenn er sich als Mensch auf Augenhöhe zeigt. Und während Sie den Filmriss thematisieren, haben Sie außerdem die Chance, den verlorenen Faden wieder zu finden.
Meine Lieblingsvariante
Um aus einem Blackout nicht nur rauszukommen, sondern ihn auch noch positiv zu nutzen, empfehle ich gerne eine Kombination aus dem zweiten und dem dritten Tipp: Thematisieren Sie den Filmriss und beziehen gleichzeitig das Publikum ein! Zum Beispiel so:
“Jetzt hab ich doch glatt vergessen, was ich gerade sagen wollte. Hm … Wo war ich denn stehen geblieben? Können Sie mir auf die Sprünge helfen? Was hatte ich zuletzt gesagt?”
Auf einmal sitzen wir alle in einem Boot. Ich mache mir das Publikum zum Verbündeten, zu meinem Retter in der Not. Die Leute sind wieder voll da, schließlich werden sie jetzt getestet: Haben Sie aufgepasst? Wenn Sie so offensiv um Hilfe bitten, kommt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Zuruf aus dem Publikum – für den Sie sich bedanken und mit dem Sie dann weitermachen können.
Vorfreude statt Angst
Und, Lust bekommen, einen dieser Tipps auszuprobieren? Sehr gut! Denn dadurch sind Sie nicht nur gewappnet, sondern verringern auch die Wahrscheinlichkeit für einen Blackout. Solange wir uns darauf freuen, statt Angst davor zu haben, sind wir nämlich so entspannt, dass der Film wahrscheinlich gar nicht erst reißt…