DDein Gegenüber gähnt herzhaft und du kannst nicht anders, als mitzumachen. Oder du beobachtest jemanden, der herzlich lacht und musst auch lachen, obwohl du gar nicht weißt, worum es geht. Der Grund für dieses Phänomen sind die Spiegelneuronen. Hier liest du, wie sie funktionieren und wie du sie bewusst nutzen kannst.
Die mitfühlenden Nervenzellen
Spiegelneuronen sind Nervenzellen, die im Stirnlappen des Gehirns sitzen. Ihr Job ist: kopieren, was sie sehen. Siehst du beispielsweise jemanden gähnen, werden in deinem Gehirn die selben Bereiche aktiv wie bei der Person, die gähnt.
Schaust du im Fernsehen jemandem zu, der in schwindelnder Höhe balanciert, sendet dein Gehirn die gleichen Signale aus, als wenn du selbst balancieren würdest. Obwohl du dabei gemütlich auf dem Sofa sitzt.
Oder es schneidet sich eine andere Person mit einem Messer in die Hand und du fasst dir genau an die Stelle, an der die andere Person sich geschnitten hat und verziehst dabei das Gesicht, als hättest du Schmerzen.
Die Spiegelneuronen sind auch für die vielen Paare in Café verantwortlich, die sich mit gespiegelter Körperhaltung gegenüber sitzen. Beide legen zum Beispiel eine Hand auf den Tisch und spielen mit der anderen am Kaffeelöffel.
Copy Paste
Vor allem bei starker emotionaler Verbundenheit oder Sympathie springen die Spiegelneuronen an und sorgen dafür, dass Menschen ihre Körpersprache harmonisieren: ähnlich gehen, sitzen, sprechen, gucken. Wir können das nicht unterdrücken, es passiert intuitiv, wenn wir in Kontakt mit anderen sind. Umso sympathischer uns jemand ist oder umso mehr wir dieser Person gefallen möchten, desto stärker kopieren die Spiegelneuronen den anderen.
Bei Babys ist dieses Phänomen besonders stark ausgeprägt. Du lächelst sie an. Sie lächeln zurück. Erstmal ungefiltert. Später im Leben schaltet sich ein Hemmer ein, trotzdem aber bleibt das intuitive, unterbewusste Kopieren ein Leben lang erhalten.
Unbewusste Vorbilder
Nicht nur wir kopieren andere, wir werden andererseits auch ständig unbewusst kopiert, mit allem, was wir tun, mit unserer inneren und unserer äußeren Haltung. Und das heißt: du hast Verantwortung!
Du kannst in deinem Einflussbereich einen Unterschied machen. In deiner Familie, in deinem Kollegenkreis, in deinem Sportkurs. Du kannst die Person sein, die sagt: „Ich gehe hier mit einer positiven Haltung rein. Ich lächle. Ich bin offen.” Wenn du klar bist in deiner Haltung, werden die anderen dir folgen. Denn unterbewusst orientieren wir uns immer an der Person, die am sichersten wirkt. Also: übernimm Verantwortung! Für dich und für die Menschen um dich herum.
Pacing and Leading
Noch bewusster kannst du die Spiegelneuronen mit dem sogenannten Pacing and Leading einsetzen. Übersetzt heißt diese Technik so viel wie: sich anpassen und die Führung übernehmen.
Stellen wir uns vor, du sprichst mit jemandem, den du gerne für eine Idee oder für dich gewinnen willst. Diese Person hat eine negative Körperhaltung eingenommen, also zum Beispiel die Arme vor dem Körper verschränkt. Du möchtest, dass dieser Mensch sich dir und dem, was du zu sagen hast, öffnet. Jetzt kommt Pacing and Leading.
Erster Schritt: Pacing, also anpassen. Du verschränkst auch die Arme, kopierst die Körpersprache deines Gegenübers so genau wie möglich. Ihr unterhaltet euch, die Spiegelneuronen sind aktiv. Ihr seid jetzt im Gleichklang.
Zweiter Schritt: Leading. Du übernimmst die Führung. Nach einer gewissen Zeit öffnest du bewusst deine Körpersprache, gehst aus der verschlossenen Haltung in eine offene und lächelst dabei. Die Spiegelneuronen deines Gegenübers sorgen dafür, dass es auch etwas verändern möchte. Die andere Person passt sich an. Kopiert dich. Und wird ebenfalls offen.
Das kannst du nicht nur bei den verschlossenen Armen ausprobieren, sondern auch bei allen möglichen anderen Körperhaltungen. So kannst du jedes Gespräch in eine positive Richtung lenken und die Spiegelneuronen bewusst für deine Kommunikation nutzen.
Zum Schluss …
Wenn du bis hierher gelesen hast, könnte dich interessieren, dass ich das Buch “Wie Haltung unser Leben verändert” geschrieben habe – und dass es darin ein kompaktes kleines Zwischenkapitel zum Thema Spiegelneuronen gibt.
Viel Spaß beim Spiegeln, beim Vorbild sein und beim Gespiegelt-werden!