Na, dann machen wir das halt per Video Call.” Ich bin sicher, diesen Satz haben viele von euch in den letzten Monaten häufig gehört. Ich denke, diese Art der Kommunikation bleibt uns auch in Zukunft erhalten. Wie also kommt man überzeugend rüber in Video Calls?
Die folgenden Tipps sind eine Essenz der vielen Trainings, die ich in letzter Zeit zu diesem Thema durchgeführt habe. In den vier genannten Bereichen machen Menschen meiner Erfahrung nach die gröbsten Fehler.
1. Tipp: Positioniere die Kamera auf Augenhöhe
Wer mit einem Laptop arbeitet, hat ihn oft vor sich auf dem Tisch stehen mit der Kamera unterhalb der eigenen Augenhöhe. Umgekehrt sieht es bei Rechnern mit externer Kamera aus. Hier ist die Kamera meist oberhalb der Augenhöhe positioniert.
Wenn wir kommunizieren, hat alles was wir tun, eine Wirkung auf Subtextebene. Steht die Kamera unterhalb der eigenen Augenhöhe, sieht es für das Gegenüber so aus, als würde man auf es herabschauen. Unterbewusst wirkt das arrogant und überheblich. Steht die Kamera oberhalb der Augenhöhe, sieht es so aus, als würde man zum anderen aufschauen und sich dabei klein machen oder wegducken.
Beide Wirkungen wollen wir vermeiden und stattdessen – im wahrsten Sinne des Wortes – auf Augenhöhe kommunizieren. Bringe deine Kamera daher auf Augenhöhe!
Tipp: Ich stelle meistens eine ca. 15cm hohe Kiste unter meinen Laptop. Bücher oder Kopierpapier funktionieren auch gut. Bei externen Kameras empfehle ich, den Monitor entweder so tief wie möglich herunter oder den Stuhl nach oben zu fahren.
2. Tipp: Schaue immer mal wieder in die Kamera
Meiner Erfahrung nach schauen die meisten Leute in Video Calls auf das Bild, das sie vom anderen sehen. Das ist ganz normal. Wir sind es gewohnt, dem anderen im Gespräch ins Gesicht zu schauen, weil wir sehen möchten, wie er reagiert und vermitteln wollen, dass wir zuhören.
In diesem Punkt unterscheidet sich Kommunikation über Video und in Präsenz voneinander. Schaut man im Video Call auf das Bild des anderen, sieht es für ihn so aus, als würde man nach unten sehen – auf seinen Bauch, den Boden oder etwas anderes, jedenfalls aber nicht auf den Gesprächspartner. Dadurch entsteht Distanz.
In Video Calls sind wir dem Gegenüber ohnehin nicht so nahe wie bei einem physischen Treffen. Deshalb sollten wir Nähe schaffen, wo immer es geht. Ein wesentlicher Aspekt ist Blickkontakt. Wir sollten dem anderen das Gefühl vermitteln, angeschaut und gesehen zu werden. Das erreichen wir, indem wir in die Kamera schauen. Nicht die ganze Zeit; wir schauen dem anderen auch im Präsenztermin nicht permanent in die Augen – gelegentlicher Blickkontakt reicht aus.
Ein Blick in die Kamera eignet sich besonders bei wichtigen Punkten, wenn man eine Zusammenfassung macht, eine persönliche Frage stellt oder etwas Emotionales sagt wie:
“Ich freu mich, dass wir heute hier zusammen sind”.
Das gleiche gilt, wenn man jemanden einladen möchte, sich zu beteiligen:
“Was ist Ihre Meinung dazu?”
Auch beim Zuhören gibt es dem anderen ein gutes Gefühl, wenn man gelegentlich in die Kamera schaut und ihm damit vermittelt: Ich bin interessiert, ich bin aufmerksam.
3. Tipp: Achte auf Licht von vorne
In Video Calls sieht man oft Menschen im Halbdunkel sitzen. Dann erkennt man kaum etwas vom anderen. Das ist nicht nur unprofessionell, sondern vermittelt auch: Ich habe etwas zu verbergen.
Achte daher auf Licht von vorne – im Idealfall Tageslicht, ansonsten eine künstliche Lichtquelle, die hinter dem Monitor befestigt ist und das Gesicht gut ausleuchtet.
Vermeide starkes Licht von hinten, weil das Gesicht sonst im Dunkeln liegt. Licht von der Seite ist ebenfalls nicht ideal. Es sorgt dafür, dass die Gesichtshälften unterschiedlich stark ausgeleuchtet sind. Licht von oben drückt. Es wirft Schatten, macht Augenringe und lässt uns älter aussehen.
Das Gesicht sollte der hellste und am besten sichtbare Bereich im Raum sein. Auf nonverbaler Ebene vermitteln wir dadurch: Ich bin ganz da. Ich bin im Licht. Ich habe nichts zu verbergen.
4. Tipp: Schaffe einen Hintergrund, der nicht ablenkt
In den Monaten der Corona-Krise haben wir viel Spannendes und Lustiges gesehen, von Kinderzimmern über unaufgeräumte Küchen bis zu peinlichen Postern. Eine Alternative sind Leinwände. Mit künstlichen Hintergründen wie RollUps signalisieren wir ein seriöses Auftreten, das aber auch unpersönlich wirken kann.
Künstliche Hintergründe müssen nicht sein. Aus meiner Sicht ist es völlig legitim, unsere persönlichen Hintergründe zu zeigen, zumal wir aktuell ohnehin fast alle im Home-Office arbeiten.
Wichtig ist, dass der Hintergrund einigermaßen strukturiert und aufgeräumt wirkt. Eine weiße Wand geht immer. Es schadet aber auch nichts, etwas mehr zu zeigen, beispielsweise einen schönen Schrank im Hintergrund, eine Pflanze, ein Bücherregal oder ein unaufdringliches Bild an der Wand. Türen sind ebenfalls in Ordnung. Sie sollten allerdings geschlossen sein, um zu vermitteln: Wir sind unter uns. Achte insgesamt darauf, dass der Hintergrund nicht zu sehr ablenkt, irritiert oder verwirrt.
Falls du einen technisch erzeugten Hintergrund verwenden möchtest, stelle nach Möglichkeit sicher, dass du vor einer einfarbigen Wand sitzt. Andernfalls kann es passieren, dass die Software bei Bewegungen ungewollte Ausschnitte deines echten Hintergrunds zeigt.
Mit diesen vier Basics der Videokommunikation bist du gut aufgestellt:
- Positioniere die Kamera auf Augenhöhe.
- Schaue immer mal wieder in die Kamera.
- Achte auf Licht von vorne.
- Schaffe einen Hintergrund, der nicht ablenkt.
Viel Spaß und Erfolg bei euren nächsten Video Calls!